Vom Überleben zum Leben – Mein Weg zu mir selbst, um andere zu begleiten

03.06.2025

Es gibt Momente im Leben, in denen sich alles schwer anfühlt, als würde man gegen unsichtbare Mauern laufen. 

In meinen Zwanzigern begann genau diese Phase für mich. Mein Körper schien nicht mehr zu meinem eigenen zu gehören, die Welt war unerträglich laut, und jeder Tag brachte neue Schmerzen. Selbst die kleinsten Dinge wurden zur Herausforderung, doch niemand konnte mir sagen, warum.

Also versuchte ich, mich anzupassen, zu funktionieren. Doch dann kam die Nacht, die alles veränderte: Eine Welle der Angst überrollte mich, mein Körper bebte, mein Herz raste, mein Atem stockte. Ich glaubte, diesen Moment nicht zu überleben. Doch selbst nach einem erneuten Ärztemarathon blieb die Antwort ernüchternd: 

Panikattacken – damit müssen Sie leben.

Doch das war kein Leben. Noch schmerzhafter als die Erkrankung selbst war die Reaktion der Menschen um mich herum. Manche wandten sich ab, "ein paar wenige", tun es bis heute. 

Was man nicht sieht, kann ja nicht real sein! Worte voller Unverständnis, die mich in die Einsamkeit trieben.

Mein Körper schrie weiter um Hilfe. Ich erlitt einen Hörsturz nach dem anderen, verlor immer mehr Gewicht, nichts blieb mehr in meinem Magen. Ich kämpfte mich durch den Alltag, wechselte Jobs, zwang mich, durchzuhalten. Doch tief in mir wusste ich:

Ich konnte nicht so weitermachen!

Dann kam der Moment, der alles veränderte – die plötzliche Einweisung ins Krankenhaus. Zum ersten Mal hörte ich eine klare Diagnose: Morbus Basedow. Eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, entstanden durch jahrelangen Stress und emotionale Überlastung.

Im Krankenhaus gab man mir einen Rat, der alles verändern sollte: Sie müssen Ihr Leben grundlegend ändern, sonst geht es so weiter.

Und plötzlich fiel alles zusammen. Ich erkannte, dass mein Körper schon lange zuvor um Hilfe gerufen hatte – mit kleinen Warnzeichen, die ich überhört hatte. Wir ignorieren oft die leisen Signale, bis der Körper schließlich keine andere Wahl mehr hat, als laut zu werden. Krankheiten sind das Endprodukt eines inneren Schreis, den wir zu lange nicht wahrnehmen wollten.

Ich entschied mich für Veränderung. Ich ließ los – alte Muster, toxische Beziehungen, alles, was mich klein hielt. Ich hörte auf, mich zu entschuldigen, wenn ich auf mich selbst achtete. Zum ersten Mal stellte ich mich in den Mittelpunkt – ohne Angst, ohne Schuldgefühle.

Heute weiß ich: Es ist nicht falsch, Nein zu sagen. Es ist nicht falsch, Menschen gehen zu lassen, die nicht gut für einen sind. Es ist nicht falsch, eine Arbeit zu verlassen, die krank macht. Es ist Selbstfürsorge.

Ich dachte immer, man müsse sich anpassen, man müsse sich zusammenreißen, stark sein. Doch wahre Stärke liegt darin, sich selbst anzunehmen – mit allen Bedürfnissen, Grenzen und Wünschen. Heilung beginnt dort, wo wir aufhören, uns für unser Wohlbefinden zu entschuldigen.

Es war ein langer Weg, ein Heilungsprozess mit Höhen und Tiefen. Doch als er endlich eintrat, fühlte es sich noch einmal so gut, so schön, so befreiend an.

Heute, Jahre später, bin ich ein neuer Mensch. Meine Autoimmunerkrankung ist nicht mehr aktiv, mein Leben hat sich vollkommen gewandelt. Ich habe gelernt, dass Heilung nicht bedeutet, perfekt zu sein – sondern sich selbst zu lieben, genau so, wie man ist.

Manchmal braucht es die Dunkelheit, um endlich zu erkennen, wie hell das eigene Licht wirklich leuchten kann.